Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ veröffentlicht Analyse zur Governance der holzbasierten Bioökonomie in Deutschland
Im Themenbereich 5 des Spitzenclusters (Management der Bioökonomie) erarbeitet die Forschungsgruppe „Governance der Bioökonomie“ des UFZ Empfehlungen zur Weiterentwicklung der rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die holzbasierte Bioökonomie. Ein neuer, unter Leitung von Prof. Erik Gawel entstandener Bericht diskutiert, wie die Herausforderungen, die mit dem Aufbau eines wirksamen Steuerungsrahmens für die Bioökonomie verbunden sind, bewältigt werden können. Dazu ist auch ein kurzes Factsheet entstanden, das die Ergebnisse zusammenfasst.
Bioökonomie als Nachhaltigkeitstransformation: Zur Rolle von „Governance“ als Steuerungsrahmen
Ein Pfadwechsel von einer auf fossilen Rohstoffen basierenden Ökonomie hin zu einer auf erneuerbare Ressourcen ausgerichteten Wirtschaftsweise mit geschlossenen Kreisläufen wird nur langfristig und mit einer geeigneten gesamtwirtschaftlichen Regelungsstruktur (Governance) zu erreichen sein. Diese muss den Akteuren klare Anreize und zugleich stabile Rahmenbedingungen für einen Pfadwechsel vermitteln. Der Regelungsstruktur kommt zum einen die Aufgabe zu, faire Wettbewerbsbedingungen für Bioökonomie-Prozesse und -Produkte sicherzustellen und so ökonomisch effiziente Entscheidungen zwischen alternativen Technologien und Ressourcen zu ermöglichen („Ermöglichungsfunktion“). Zum anderen bedarf es aber auch expliziter Sicherungen von ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit durch geeignete Governance-Ansätze („Beschränkungsfunktion“).
Aktive Rolle der Politik ist gefordert
Die Untersuchung zeigt, dass bisherige Marktentwicklungen nicht ausreichen, um die „Ermöglichungsfunktion“ der Bioökonomie-Governance für mehr als eng begrenzte Nischen-Anwendungen zu erfüllen. Um Umweltexternalitäten, Pfadabhängigkeiten und andere sog. „Marktversagen“, die derzeit zu Wettbewerbsnachteilen für biobasierte Prozesse und Produkte führen, umfassend adressieren zu können, sind weitergehende politische Maßnahmen nötig. Dasselbe gilt auch für die „Beschränkungsfunktion“ zur umfassenden Nachhaltigkeitssicherung innovativer Verfahren und Produkte. Die Herausforderung liegt darin, die Koordination zwischen unterschiedlichen, bislang noch sehr fragmentierten Rechtsbereichen und Akteurs-Systemen (Staat, Märkte, Verbände) zu verbessern und stofflich oder energetisch ausgerichtete Politikinstrumente zu einem kohärenten Instrumentenmix zu vereinen (siehe Bild 1).
Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der Bioökonomie-Politik
Akute Verbesserungen sind bei Politikmaßnahmen erforderlich, die den Einsatz fossiler Ressourcen angemessen verteuern (z.B. stoffliche, aber auch energetische Klimapolitik, Kreislaufwirtschaftsgesetz). Zudem sollte die bestehende F&E-Förderung mit der gezielten Unterstützung von Nischen kombiniert werden. Dazu zählen etwa ein verbessertes „grünes“ Beschaffungswesen oder Kampagnen zur Verbesserung der Akzeptanz biobasierter Produkte bei den Konsumenten. Außerdem ist es notwendig, bestehende Forst-, Landwirtschafts-, Umwelt- und Handelspolitiken in Bezug auf ihre Fähigkeit zu überprüfen, Nachhaltigkeit auch im Falle eines starken Anstiegs der Biomassenachfrage zu sichern. Anzustreben ist langfristig ein selbsttragender Transformationsprozess, der die Vorteile einer nachhaltigen Bioökonomie am Markt selbst honoriert sieht und auf ausreichende „politische“ wie ökonomische Nachfrage trifft.
Der Bericht steht unter folgendem Link zum Download bereit: