Der 12. BioEconomy BusinessTreff stand ganz im Zeichen der aktuellen und künftigen Verpackungstrends. Gerade im Zuge des anhaltenden Wachstumsmarktes im Verpackungssektor und zeitgleich den vermehrten Anforderungen nach biobasierten bzw. nachhaltigen Alternativen, stellen die Verpackungsindustrie auch in Zukunft vor große Herausforderungen.

Eröffnung des 12. BioEconomy BusinessTreff bei der Folienwerk Wolfen GmbH durch Prof. Dr. M. Zscheile, (c) S. Ullmann, BCM GmbH

Die Mischung aus gestandenen Verpackungsfolienherstellern wie dem Gastgeber Folienwerk Wolfen GmbH oder die Polifilm GmbH, Forschungsinstituten wie bspw. der Papiertechnischen Stiftung (PTS) oder der Hochschule Anhalt als auch zahlreiche Unternehmer bzw. Gründer, machte diesen BusinessTreff zum Jahresabschluss ausgesprochen intensiv und für alle Seiten äußerst befruchtend. Die Sichtweise von wirtschaftlich derzeit sinnvoll und verarbeitbar vs. ganz neue und vor allem wirklich biobasiert und am besten verrottbare Verpackungsalternativen, zeigte das Spannungsfeld in dem wir uns beim 12. BioEconomy BusinessTreff befanden.

Der Gastgeber des 12. Clustertreffens, die Folienwerk Wolfen GmbH, Pionier beim Thema extrudierter hochwertiger Kunststofffolien (Mehrschichtfolien), bspw. für Checkkarten, Sicherheitsglas oder auch Verbundverpackungen in der Medizinbranche, gab spannende Einblicke in aktuelle Anforderungen aus den Vorgaben des Bundes (5-Punkte-Plan des Umweltministeriums) / der EU (Strategie für Kunststoffe) und den Herausforderungen des neuen Verpackungsgesetzes.

Weniger Plastik, mehr Recycling“ war die Zusammenfassung von Dr.-Ing. Kristin Riedel von der F&E-Abteilung der Folienwerk Wolfen GmbH. Dem Trend nach mehr Verpackungen aus biobasierten Alternativen mit einer 6fach erwarteten Nachfragesteigerung, kommt auch das Folienwerk nach. Hier werden Mischungen aus Bio-PET (Polyethylenterephthalat), welches thermisch verformt, gleiche Eigenschaften bietet wie erdölbasiertes PET und somit auch bei den Tiefziehverfahren optimal eingesetzt werden kann als auch PLA (Polymilchsäure) in verschiedenen Qualitäten angeboten. Der augenblicklich noch höhere Preis wird aufgrund der stetig steigenden Nachfrage mehr und mehr von den Kunden akzeptiert. Die im Folienwerk prognostizierten Steigerungen der Produktionsmenge von Bio-PET von 34 t auf 250 t, sprechen hier eine deutliche Sprache.

Biokunststoffe wieso?

Fr. Dr.-Ing. Riedel brachte es auf den Punkt: „Reduktion von CO2-Emissionen, Ersatz von Erdöl, ökologische Anforderungen der Gesellschaft, und die Vermeidung von Müll im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sind die global zunehmenden Anforderungen, denen auch wir uns hier stellen“.

Neben den Produktionsformen und Einsatzbereichen, war Kreislaufwirtschaft/ Recycling eines der Hauptthemen beim 12. BioEconomy BusinessTreff. Die Folienwerk Wolfen GmbH nimmt beispielsweise fast alle ihre ausgelieferten Verpackungen sortenrein zurück, um diese in den Produktionsprozess wiedereinzusetzen – Post Industrial Waste. Eine Inhouse Reyclinganlage macht es möglich, wieder passende Recyclate in den Produktionsprozess einzuspielen. Zukünftig gehen die Entwicklungen auch in Richtung Post Consumer Waste. Frau Dr.-Ing. Riedel ist mit den Systemanbietern (duales System, z.B. Grüner Punkt“) für den gelben Sack im Gespräch, um diesen Reststoff (wenn zu bestimmten Qualitäten lieferbar) ebenfalls als Rohstoffe mit zu verwenden. Der Weg in Richtung mehr Nachhaltigkeit, mehr Kreislaufwirtschaft, weniger erdölbasierte Produkte, alles in allem Bioökonomie, ist gemacht und wird in der Region durch innovative Firmen wie bspw. dem Folienwerk Wolfen weiterverfolgt.

Als eine große Chance oder wie es Frau Dr.-Ing. Riedel formulierte als Polyester der Zukunft wird das PEF (Polyethylenfuranoat) gesehen. Dies ist industriell zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfügbar, kommt aber dem Begriff „biobasiert“ um einiges näher als das Bio-PET mit 30 % Anteil nachwachsende Rohstoffe. Hier laufen einige spannende Projekte, sowohl EU-weit als auch in Deutschland, auch im Umfeld des BioEconomy Clusters, von denen wir vielleicht 2019 mehr erzählen können.

Neues Verpackungsgesetz zum 01.01.2019

Die deutschlandweiten Ziele zu mehr umweltpolitischer Produktverantwortung der Verpackungshersteller als auch prinzipiell die Mengen an Verpackungsabfällen zu reduzieren, wurden in einem Verpackungsgesetz beschlossen, welches zum 01.01.2019 in Kraft tritt. Es ersetzt die bisher gültige Verpackungsverordnung. Eine der Hauptänderungen des Gesetzes ist die Registrierungspflicht bei der eigens für das neue Gesetz geschaffene „Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZVSR)“ unter der Verantwortung des Bundesumweltamtes. Bei dieser Stelle müssen sich alle Inverkehrbringer von Verpackungen die typischerweise beim privaten Endverbraucher anfallen und dementsprechend systembeteiligungspflichtig sind registrieren. Es wird von etwa 720.000 Betroffenen/ Inverkehrbringern ausgegangen, die von dieser Meldepflicht betroffen sind. Herr Scholtyssek aus dem Bereich Umwelt der IHK Halle-Dessau ist und war fachlich der richtige Ansprechpartner und brachte die wichtigsten Neuerungen und vor allem Notwendigkeiten auf den Punkt. Mehr Informationen dazu finden Sie auch unter: https://www.halle.ihk.de/recht/Wettbewerbs-%20und%20Kartellrecht/Aktuelles_wichtige-Infos/fragen-und-antworten-zum-neuen-verpackungsgesetz/4165638

Verpackungsmarkt bietet auch viel Potenzial für Papierinnovationen

Das Marktwachstum im Verpackungsbereich betrifft aber nicht nur (Bio)Kunststoffe, sondern auch das Metier von Dr. Martin Zahel von den Papiertechnischen Stiftungen (PTS). PPK ist das Schlagwort, was man vor allem daran merkt, dass immer mehr Wellpappenproduzenten derzeit Werke eröffnen. So bspw. auch nächstes Jahr in Sandersdorf-Brehna, in unmittelbarer Nähe zur Folienwerk Wolfen GmbH, durch die Progroup AG. PPK steht für Papier, Pappe, Karton und ist das Forschungsfeld der Papiertechnischen Stiftungen. Cellulose ist im Allgemeinen sehr gut verfügbar und auch vielseitig verwendbar, hat aber klare negative Eigenschaften vor allem beim Thema Barriere (Feuchtigkeit, Durchlässigkeiten, Lebensmittelechtheit, usw.) und Material (Verformbarkeit, Reißfestigkeit usw.). Hier wird an Lösungen mit Hilfe von Beschichtungen gearbeitet, aber auch die Bearbeitbarkeit von Papier lässt sich verbessern bspw. mit Hilfe von Thermopapier.

Abgerundet wurde dieser Expertenaustausch mit einer Führung durch das Werk der Folienwerk Wolfen GmbH. Alle waren sich einig, der 12. BioEconomy BusinessTreff war eine wirklich gelungene und für alle Seiten äußerst spannende Veranstaltung. Viele der Teilnehmer gingen mit neuen Ideen aber auch Forschungsansätzen nach Hause.

Passendes Förderprogramm noch bis zum 31.01.2019 bewerben

Dazu gibt es aktuell noch eine Ausschreibung des BMEL, die in diese Kerbe schlägt neue biobasierte Kunststoffverpackungen für Lebensmittel zu entwickeln. Der vollständige Text zum Förderaufruf kann hier abgerufen werden. Förderfähige Themen sind ein recyclinggerechtes Design und migrationsarme Additive für die biogenen Verpackungen sowie die Erforschung der Diffusionseigenschaften von relevanten organischen Substanzen aus den Materialien.

Projektvorschläge können für Konzeptentwicklungen bis zum 31. Januar 2019 und für industrielle Verbundforschungsprojekte bis zum 31. März 2019 eingereicht werden.