DBFZ baut China-Aktivitäten aus – Prof. Nelles übernimmt Gastprofessur an der China-Petroleum University (CUP) in Peking
Leipzig / Peking. Während der Ausbau der energetischen Biomasseverwertung nach den Beschlüssen der Bundesregierung in Deutschland deutlich gebremst werden soll, strebt China in diesem Bereich eine massive Weiterentwicklung an. Nachdem sich die VR China in den letzten Jahren durch eine konsequente Förderpolitik weltweit führende Positionen in den EE-Segmenten Solar- und Windenergie erarbeitet hat, soll dies nun auch in der Bioenergie angegangen werden. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), Mitglied im BioEconomy Cluster, kann seine Aktivitäten in China damit weiter ausbauen und ist mit Prof. Dr. mont. Michael Nelles nun auch mit einer Gastprofessur an der China-Petroleum University (CUP) in Peking vertreten.
Im Rahmen der internationalen Aktivitäten ist das DBFZ bereits seit seiner Gründung im Jahr 2008 in China aktiv und hat sich dort als unabhängiger praxisorientierter wissenschaftlicher Berater von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einen Namen gemacht. Prof. Dr. mont. Michael Nelles (wiss. Geschäftsführer am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig und Inhaber des Lehrstuhls für Abfall- und Stoffstromwirtschaft (ASW) an der Universität Rostock sowie Vorstandsmitglied im BioEconomy e.V.) wurde insbesondere für seine abfallwirtschaftlichen Kooperationsprojekte in der Provinz Anhui (65 Mio. Einwohner) bereits 2011 in Peking mit der höchsten Auszeichnung der VR China für ausländische Experten, dem „Nationalen Freundschaftspreis“ ausgezeichnet. Darüber hinaus ist er Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in der VR China (Hefei, Shanghai und Shenyang).
Die China-Petroleum University (CUP) gehört zu den TOP-Adressen der chinesischen Universitätslandschaft und bildet insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs für die chinesischen Energiekonzerne wie z. B. SINOPEC aus. Das 2011 gegründete Institut für neue Energien (INE) an der CUP wird in den nächsten 3 Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem DBFZ ein Department für Bioenergie aufbauen, das sich zunächst in erster Linie mit dem Thema Biogas/Biomethan beschäftigen wird. „Nach den vorliegenden Hochrechnungen von CUP und SINOPEC können über Biomethan bis zu 20 % des derzeitigen Erdgasverbrauchs der VR China ersetzt werden, was auch für die Mineralölindustrie eine sehr interessante Größenordnung ist“, erläutert Prof. Zhou, wissenschaftlicher Leiter des INE. „Das Biomethan soll insbesondere im Verkehrsbereich, ergänzend zum Ausbau der Elektromobilität eingesetzt werden, um die teilweise katastrophalen Luftbelastungen in den Großstädten möglichst schnell in den Griff zu bekommen“, ergänzt Michael Nelles. Im Rahmen der Kooperation zwischen der CUP und dem DBFZ/ASW arbeiten derzeit bereits 2 Wissenschaftler der CUP in Leipzig bzw. Rostock. Erst kürzlich wurde an der CUP ein weiteres Biogas-Promotionsvorhaben gestartet, welches von Prof. Zhou und Prof. Nelles gemeinsam betreut wird.
Die Zusammenarbeit mit der CUP ist ein weiterer wichtiger Baustein der vielfältigen erfolgreichen Chinaaktivitäten des DBFZ und der Uni Rostock. „Deutschland ist in den Bereichen Abfallwirtschaft und Bioenergie Weltmarktführer und leistet hier einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Dieses know how wird in China sehr geschätzt. Als DBFZ werden wir die deutsch-chinesische Zusammenarbeit im Bereich Bioenergie entscheidend voranbringen“, so Nelles. Dabei unterstützt das DBFZ z. B. im Rahmen von Pilotprojekten deutsche Unternehmen, die in China angepasste, innovative Bioenergielösungen in China umsetzen wollen. Die aktuellen Diskussionen zu den geplanten Änderungen zum deutschen Erneuerbare-Energien Gesetz werden in China sehr aufmerksam verfolgt und waren in den letzten Tagen vielfach das Hauptthema in den Fachgesprächen in Peking. „Für die Chinesen ist es völlig unverständlich, warum man zunächst mit umfangreichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen eine weltweit führende Bioenergiebranche in Deutschland aufbaut und nun mit den geplanten Maßnahmen jegliche technische Weiterentwicklung und Innovationen ausbremst und damit auch die führende Rolle in der Welt faktisch aufgeben würde“, fasst Prof. Michael Nelles seine aktuellen Erfahrungen aus China zusammen.
Foto: Prof. Nelles, Doktorand Qian und Prof. Zhou (v.l.n.r.) © DBFZ