Die Europäische Kommission erneuert die Bioökonomie-Strategie und verabschiedet einen umfassenden Aktionsplan. 14 Maßnahmenpakete sollen den Wandel zu einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie in Europa beschleunigen.

Am 11. Oktober 2018 stellten Jyrki Katainen, EU-Vizepräsident für Beschäftigung, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit, und Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, den neuen Aktionsplan für Bioökonomie vor. Die Bioökonomie-Strategie von 2012 wurde im Zuge einer umfassenden Revision und öffentlichen Anhörung erneuert.

Der Bioökonomierat begrüßt die Weiterentwicklung und hebt hervor, dass die Bioökonomie auf europäischer Ebene nun zeitgerecht und umfassender definiert wird. Neben der Bedeutung erneuerbarer Ressourcen wird das Innovationspotenzial der Biowissenschaften und Technologien hervorgehoben. Das übergeordnete Ziel der neuen Strategie ist der Beitrag der Bioökonomie zu Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung in Europa. In diesem Zusammenhang wird der notwendige Systemwandel der europäischen Wirtschaft hervorgehoben. Traditionelle Wirtschaftszweige müssen modernisiert werden, neue auf Nachhaltigkeit konzentrierte Industrien sollen entstehen. Dabei soll insbesondere eine ressourcen-schonende Kreislaufwirtschaft erreicht werden und damit eine Abkehr von der Wegwerf-Gesellschaft. Dies entspricht strategischen Vorschlägen, die der Bioökonomierat in den vergangenen Jahren betont hat.

Um den Wandel zu einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie in Europa zu beschleunigen, legt die Kommission einen ambitionierten Aktionsplan vor, der 14 Politikmaßnahmen vorschlägt.

„Die Einrichtung einer mit 100 Mio. EUR ausgestatteten Investitionsplattform für industrielle Projekte, die auf erfolgreich laufenden öffentlich-privaten Partnerschaften aufbauen kann, ist ein erster Schritt, um die Risiken privater Investitionen zu verringern und den Kapitalmarkt für die Bioökonomie zu aktivieren“, kommentiert Christine Lang, Ko-Vorsitzende des Rates, eine der aufgeführten Maßnahmen.

Die Vorsitzenden des Rates begrüßen auch das klare Bekenntnis der Kommission zu Forschung und Innovation. Für das neue Forschungsprogramm „Horizon Europe“ 2021-2027 wurde eine signifikante Erhöhung des Budgets von 3,85 Mrd. auf 10 Mrd. EUR im Cluster „Lebensmittel und natürliche Ressourcen“ geplant. „Diese neue Strategie verspricht nun, die dringend notwendigen Innovationen für nachhaltige Ernährungs- und Agrarsysteme, klimafreundliche Forstwirtschaft und nachhaltigen Konsum hervorzubringen. Forschung an der Schnittstelle von Digitalisierung und Bio-Innovationen spielt eine zentrale Rolle in der Kreislaufwirtschaft“, erläutert Joachim von Braun, Ko-Vorsitzender des Bioökonomierates.

Um die Umsetzung der Bioökonomie-Politik in den Mitgliedstaaten und ihren Regionen zu unterstützen, sollen eine EU-weite Beratungsstelle und ein Bioökonomie-Forum geschaffen werden. Bisher haben sieben EU-Staaten  Bioökonomie-Politikstrategien entwickelt, zu ihnen zählen Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Lettland und Spanien. Weitere sieben Länder (Estland, Großbritannien, Island, Litauen, die Niederlande, Österreich, Ungarn) seien aktuell dabei solche Strategiedokumente zu entwickeln. Christine Lang sieht hier eine wichtige Rolle der EU-Kommission: „In den letzten Jahren hat die Bioökonomie eine dynamische Entwicklung genommen, zahlreiche Projekte, Cluster und Initiativen sind in den Regionen der Mitgliedstaaten entstanden. In Zukunft müssen wir die Stärken der verschiedenen Initiativen gezielt nutzen und voneinander lernen.“

Die Europäische Kommission betont, dass die geplanten Maßnahmen international im Kontext des Global Bioeconomy Summits umgesetzt werden sollen. „Dies garantiert, dass die EU-Strategie nicht losgelöst von internationalen Entwicklungen in der Bioökonomie,  sondern in Partnerschaften implementiert wird“, betont Joachim von Braun. Der Global Bioeconomy Summit wurde im Jahr 2015 durch den Bioökonomierat initiiert und im April 2018 zum zweiten Mal ausgetragen.

Eine Übersicht (in deutsch) der wesentlichen Inhalte und Neuerungen der aktualisierten Bioökonomie-Strategie finden Sie hier.