Ab dem 19. Januar könnten 40 Millionen Euro Fördermittel in ein Top-Forschungsprojekt in der Region fließen. Die Exzellenzinitiative der Bundesregierung unterstützt seit 2005 so genannte Spitzencluster der Forschung. Ein solches Cluster ist das Projekt „Bioökonomie“ in Leuna. Es ist nach der ersten Ausscheidungsrunde noch der einzige ostdeutsche Firmenverbund, der sich um die Fördermittel bewirbt. Im Januar wird entschieden, welche der elf Bewerber das auf fünf Jahre verteilte Geld bekommen. Maximal können es fünf sein. „Das Ziel der Bioökonomie ist die maximale Ausnutzung natürlicher nachwachsender Ressourcen“, erklärt Stephan Witt das Projekt. Dabei sollen im Gegensatz zu anderen Forschungsprojekten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Sowohl die stoffliche Nutzung der Rohstoffe, beispielsweise durch die Erforschung neuer Materialien aus Zellulose, als auch die Energieausbeute soll parallel optimiert werden. Witt, der die Bewerbung als wirtschaftlicher Berater unterstützt, betont, man wolle sich dabei ausschließlich auf nicht essbare Rohstoffe konzentrieren, also keine Lebensmittel wie Mais verarbeiten. „Buchenholz ist unser Schwerpunkt, es ist die in Deutschland ursprünglich am meisten vorkommende Holzsorte“, erklärt Moritz Leschinsky. Er ist Holzchemiker und arbeitet am Fraunhofer Zentrum für chemisch-biotechnologische Prozesse (CBP), welches zur Zeit am Rand des Chemiestandortes in Leuna entsteht. Das Zentrum soll ein wesentlicher Kern des Clusters werden. „Wir wollen unsere Erkenntnisse aus dem Labormaßstab in die Industrie bringen“, so Leschinsky. Die größte Herausforderung sei dabei, die hohe wirtschaftliche Effizienz und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen. „Das Cluster hat bis jetzt schon über 60 Partner aus der Wirtschaft und Wissenschaft“, beschreibt Witt den Stand des Projektes. die Kombination der verschiedenen Forschungsziele ist seiner Meinung nach weltweit einzigartig. Christoph Bergner (CDU), Bundesbeauftragter für die neuen Länder, bezeichnetet die Cluster als überlebenswichtig für die ostdeutsche Wirtschaft, da sie die vorhandene kleinteilige Struktur überwinden helfe. „Das Bioökonomie-Projekt ist mein Favorit, ich sitze aber nicht im Entscheidungsgremium“, so Bergner gestern bei einem Besuch am Chemiestandort Leuna. Die 40 Millionen Euro Subventionen wären mit mindestens ebenso hohen Investitionen der beteiligten Unternehmen gekoppelt. Falls der Zuschlag nicht an das Bioökonomie-Cluster geht, könne an dem CBP dennoch auf hohem Niveau geforscht werden, versichert derweil Leschinsky.