(wki) Durch die Umsetzung neuer fortwirtschaftlicher Programme und damit verbundenen veränderten Waldbaustrategien verschiebt sich das Angebot an Rohholz langfristig hin zu mehr Stark- und Laubholz. Aufgrund der umweltpolitischen Entscheidungen sowie der Förderung der energetischen Holznutzung steht Nadelholz als Ausgangsrohstoff für die Holzindustrie mittelfristig nur noch eingeschränkt zur Verfügung. Die stoffliche Nutzung vorhandener und bisher wenig verwendeter Laubholzpotenziale kann diese Lücke schließen. Bei der Bearbeitung von Laubholz auftretende Stäube gelten allerdings als karzinogen, also krebserzeugend. Beim aktuellen Kenntnisstand können die toxikologischen Effekte aber nicht abschließend geklärt werden. Im nun genehmigten Verbundprojekt untersuchen Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Industriepartnern daher umfassend das Thema der Nadelholzsubstitution durch verstärkten und gleichzeitig risikofreien Einsatz von vorhandenen Laubholzpotenzialen. Kernanliegen des neuen Forschungsprojekts ist die Aufklärung der Bedingungen unter denen im Produktionsprozess Laubholzstäube gegebenenfalls toxikologische Effekte hervorrufen und zu welchen Krankheitsbildern sie führen können. Die Forscher entwickeln zudem Strategien, die das gegebenenfalls vorhandene Gefährdungspotenzial in den einzelnen Stadien der Verarbeitung von Laubhölzern eliminieren. So mindern die geplanten Forschungsarbeiten Unsicherheiten hinsichtlich des Gefährdungspotenzials bei der Laubholzbearbeitung, zeigen Lösungswege auf und geben Handlungsempfehlungen. Die Verbundpartner erwarten Projektergebnisse, die den Einsatz von Laubholz in der Säge- und Holzwerkstoffindustrie signifikant steigern.

 

Die Forscher beginnen mit der Testproduktion gängiger Holzwerkstoffe wie mitteldichten Faserplatten, so genannten MDF, Spanplatten und Oriented strand boards (OSB) aus Buche, Eiche und Laubbäumen mit niedriger Lebensdauer, z. B. Birke (ALN). Dabei erfassen und identifizieren sie die auftretenden (Staub-) Emissionen. Die Wissenschaftler charakterisieren zudem die (Staub-) Emissionen beim Rundholzeinschnitt im Laubholzsägewerk und während der spanenden Bearbeitung laubholzbasierter Werkstoffe durch Fräsen und Sägen. Mithilfe geeigneter Modelle bewerten die Projektbeteiligten die Exposition und erproben verschiedene In-vitro-Verfahren, um mögliche Störfaktoren bei der toxikologischen Bewertung zu identifizieren. Darüber hinaus analysieren die Wissenschaftler das human-toxische Potenzial der Holzstäube systematisch.

 

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert die Durchführung des Verbundprojekts zur Charakterisierung der Freisetzung und Zusammensetzung von Holzstäuben bei der mechanischen Verarbeitung von Laubholz in der Säge- und Holzwerkstoffindustrie zur Identifikation von Störfaktoren bei der toxikologischen Bewertung im Förderprogramm »Nachwachsende Rohstoffe« über seinen Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.. Partner des Projekts sind das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI, Braunschweig, das Biomedizinische Technologiezentrum der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster, der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie, Gießen, der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie, Bad Honnef, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund, sowie Partner aus die Industriepartner Egger Holzwerkstoffe GmbH, Wismar, Georg Fehrensen GmbH, Hannoversch Münden, und Glunz AG, Meppen. Das Projekt startet am 1.6.2015 mit einer Laufzeit von zwei Jahren.