2. Mai 2019: STRUKTURENTWICKLUNG IN DER INNOVATIONSREGION MITTELDEUTSCHLAND

W.I.R. Zeitungsbeilage der Metropolregion Mitteldeutschland mit Bericht über die Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH:

Der Chemie- und Industriepark Zeitz profiliert sich bereits seit Jahren als „grüner” Standort. Das Modell könnte zum Vorbild für den Strukturwandel in der Region werden. Im Herzen von Mitteldeutschland liegt der Burgenlandkreis. Hier bietet der Chemie- und Industriepark Zeitz auf über 230 Hektar mehr als 50 Unternehmen eine Heimat. Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH ist seit sechs Jahren Arvid Friebe, mit dem der Standort zum Vorreiter für ”grüne Chemie“ geworden ist.

Chemie kann grün sein

75 Prozent der hier verarbeiteten Rohwaren sind Recyclingprodukte oder aus nachwachsenden Rohstoffen. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der chemischen Industrie liegt bei 15 Prozent. Auch beim Thema erneuerbare Energie ist man deutlich voraus. Dafür sorgen vier Energieerzeuger auf dem Gelände, die u. a. mit Fotovoltaik und Biogas die Energieversoragung weitestgehend unabhängig machen. Die Produkte und Verfahren der angesiedelten Unternehmen zeigen, was ”grüne Chemie“ sein kann.

So hat die Firma Deurex eine Watte auf Basis von Wachsen entwickelt, die im Kampf gegen Ölteppiche als ”Zauberwatte“ gilt. Die Weizenstärke der Allstarch GmbH wird auch von der Verpackungsindustrie genutzt, während der italienische Chemie-Produzent Radici Chimica über ein Heizkraftwerk verfügt, in dem das klima-schädliche Lachgas aus der Produktion fast vollständig abgebaut wird. Das Erfolgsmodell lässt andere aufhorchen: ”Wir sind einer der ersten gewesen, die sich in diese Richtung aufgemacht haben. Ich gehe davon aus, dass die Großen nachziehen werden“, vermutet Arvid Friebe. Der Ansiedlungsmix ist auf wasserintensive Industrien fokussiert, die Zielgruppe sind inhabergeführte, mittelständische Unternehmen aus der ganzen Welt. ”Wir sprechen die Sprache des Mittelstandes“, sagt Friebe. Die Unternehmen bezahlen nur die Infrastruktur, die sie wirklich brauchen. Herzstück des Chemieparks ist die moderne Abwasserbehandlungsanlage. ”Wir haben rund 18 Mio. Euro in die Hand genommen“, erläutert der Manager. Inzwischen bringen sogar Fremdzulieferer ihr Abwasser von weit her nach Zeitz.

Bessere Mobilität gefordert

Rund zwei Drittel der Flächen im Chemiepark sind bereits vergeben. Wenn man die aktuellen 1000 Arbeitsplätze hochrechnet, könnten bei maximaler Auslastung bis zu 500 weitere Menschen dort arbeiten. ”Da ist noch genug Potenzial. Wir haben auch viele Heimkehrer, Menschen, die jahrelang aus der Region hinaus-gependelt sind und jetzt Jobs vor Ort finden“, so Arvid Friebe. 40 Kilometer vor den Toren Leipzigs gelegen, kommen viele aus der Metropole. Damit das so bleibt, braucht es eine zeitgemäße Mobilität. ”Die Verkehrsverbindungen, vor allem der öffentliche Nahverkehr müssen besser werden, damit wir weiterhin die Fachkräfte mobilisieren können“, so Friebe. Der geplante Kohleausstieg hat Arvid Friebe ein zweites Amt beschert. Als Revierbeauftragter des Burgenlandkreises soll er für das Kernrevier den Strukturwandel managen. Die Gemeinden Lützen, Teuchern, Hohenmölsen, Elsteraue und Zeitz sind unmittelbar betroffen, sei es als Tagebau- oder Kraftwerkstandort bzw. Sitz der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft. 1000 Arbeitsplätze hängen hier an der Kohle. Die Gemeinden setzen alles daran, dass die Mittel aus dem Strukturwandel auch auf ihrem Gebiet eingesetzt werden: ”Wir bauen eine Immobiliendatenbank auf und betreiben Projektentwicklung und Unternehmensakquise. Es gibt auf jeden Fall genug zu tun“, weiß Arvid Friebe.