Das Bioconcept-Car ist mit neuen biobasierten Bauteilen wieder einsatzbereit. © Four Motors GmbH

Das Bioconcept-Car ist mit neuen biobasierten Bauteilen wieder einsatzbereit.
© Four Motors GmbH

Endlich wieder fit: das Bioconcept-Car ging mit Fraunhofer-Hilfe im Herbst erneut nachhaltig an den Start.

Mit einem Crash endete das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in der Eifel am 16. Mai 2015 für das unter anderem vom Musiker Smudo gefahrene Bioconcept-Car. Smudo rappt normalerweise in der Kultband »Die Fantastischen Vier« und sitzt darüber hinaus bei Autorennen regelmäßig hinter dem Steuer des VW Scirocco 2.0L TDI. Nach dem fremdverschuldeten Unfall war das Auto sehr in Mitleidenschaft gezogen – Ersatzteile mussten her. Was bei einem normalen Wagen in jeder Werkstatt erledigt werden kann, benötigt bei diesem besonderen Rennwagen noch die Hilfe von Experten. Das Rennfahrzeug besteht nämlich zu einem großen Teil aus innovativen Verbundwerkstoffen aus Naturfasern.

Thomas von Löwis of Menar, Teamchef von der Four Motors GmbH, wandte sich daher an Professor Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, Leiter des Anwendungszentrums für Holzfaserforschung HOFZET des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI. Das von Professor Endres ebenfalls geleitete IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover war bereits beim Bau des Bioconcept-Cars für die Materialauswahl und -entwicklung verantwortlich. Seit 2006 setzt Four Motors auf Leichtbauteile aus Biofaserverbünden und wird darin von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt.

Die neue, hier noch unlackierte Heckklappe des Bioconcept-Cars besteht zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen.  © Fraunhofer WKI

Die neue, hier noch unlackierte Heckklappe des Bioconcept-Cars besteht zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen.
© Fraunhofer WKI

Komplett neu hergestellt werden mussten nach dem Unfall einige Teile der Außenhaut, wie die Heckklappe und die Seitentür. Professor Endres betont den Anspruch der Hannoveraner: »Wir wollten nicht nur Ersatz für die zerstörten Teile schaffen, sondern den neuesten Stand biobasierter Werkstoffe mit Leichtbau kombiniert ins Auto bringen«. Er weist auf einen weiteren Erfolg der Wissenschaftler hin: »Gleichzeitig konnten wir den Anteil der nachwachsenden Rohstoffe bei den faserverstärkten Kunststoffteilen im kompletten Rennwagen durch verschiedenste technische Ansätze erhöhen«.

Dies erreichten die Forscher in Hannover beispielsweise durch ein neues Epoxidharz-System, das einen höheren biogenen Anteil hat. Darüber hinaus kombinierte das Team bei der Neukonzeption der Heckklappe Flachsfasern mit unterschiedlicher Güte des Faseraufschlusses. Auch die Art der Bindung, also der speziellen Webart, passten die Experten der konkreten Belastung der Klappe an und reduzierten so das Gewicht um weitere 500 Gramm. Dies entspricht 17 Prozent gegenüber der vorherigen Naturfaser-Klappe und sogar rund 70 Prozent gegenüber einem herkömmlichen Bauteil aus Stahl. Perfekte Oberflächenqualität bei gleichzeitig hoher Formtreue erzielten die HOFZET-Experten, indem sie das Vakuuminfusionsverfahren nutzten.

Die Produktion der maßgeschneiderten Bauteile fand bei ZimSpeed, einem auf Rennfahrzeuge spezialisierten Unternehmen, in Mendig nahe dem Nürburgring statt und wurde von den Experten aus Hannover intensiv unterstützt. Nur dadurch konnte das Einsatzteam von Four Motors und W & S Motorsport die aufwändige »Wiedergeburt« des BioRocco bewerkstelligen.

Thomas von Löwis of Menar, Rennstallchef von Four Motors, ist glücklich darüber, dass das Bioconcept-Car schnell wieder auf die Piste kann: »Nur mit der aktiven und technischen Hilfe unserer Partner und speziell des HOFZET sowie dem IfBB ist dies bis zum nächsten Rennen möglich gewesen. Wir bedanken uns herzlich bei allen unseren Partnern, die in die Bresche gesprungen sind und alles dafür getan haben, dass das Auto wieder auf die Strecke geht.« Auch das gesamte Team freut sich sehr auf das bevorstehende Rennen. »Spannend wird nun sein, was mit dem neu aufgebauten Auto alles möglich ist«, blickt von Löwis of Menar in die Zukunft des »grünen« Rennautos.

Das Bioconcept-Car, das 2015 bereits in dritter Generation auf der Rennstrecke unterwegs ist, fährt mit einem sehr effizienten 2.0l TDI-Motor und schadstoffarmem Biodiesel auf Basis von Rapsöl. Seine Leichtbau-Karosserie besteht aus einem mit Naturfasern verstärktem biobasierten Duromer. Weitere Bauteile im Innen- und Motorraum sind aus biobasierten Kunststoffen gefertigt.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft förderte über den Projektträger Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe die Forschungsarbeiten des IfBB der Hochschule Hannover für dieses Projekt von 2011 bis 2014.