Mit dem Begriff Bioökonomie wurden in der Vergangenheit viele Hoffnungen verbunden. So weckte die Bioökonomie Hoffnung auf intelligentes Wirtschaften im Einklang mit den Ressourcen der Erde. Dazu gehören auch Themen wie Neue Materialien, Nachhaltigkeit, neue Industriezweige etc. Ähnliche Hoffnungen weckt der 3D-Druck. Aus diesem Grund hatten wir am 29. März 2017 an der Hochschule Merseburg beide Themen zusammengelegt und zum BusinessTreff eingeladen.
Vorstellung von bioökonomischen Potenzialen im 3D Druck
An die Stelle der – oftmals überzogenen – Hoffnungen, Zukunftsvorstellungen etc. sind mittlerweile tragfähige Konzepte getreten. Der 3D-Druck interessiert sich zunehmend für biobasierte Materialien, umgekehrt interessiert sich die Bioökonomie für neue Fertigungsverfahren für neuartige Stoffe. Das klingt, als ob sich zwei gesucht und gefunden hätten.
Grund genug für das Spitzencluster Bioökonomie Interessierte mit herausragenden Protagonisten des 3D-Drucks in Deutschland zusammenzubringen. So kamen Ende März 15 Clusterakteure zum 4. BioEconomy BusinessTreff zusammen, um sich zum Thema 3D-Druck im Rapid Prototyping Zentrum der Hochschule Merseburg auszutauschen.
Folgende Vorträge umrahmten des Networkingevent:
- Herr Glatz, Leiter des RP-Zentrum an der Hochschule Merseburg gab eine Einführung in das Thema und zeigte Zukunftsvisionen für den Markt.
- Frau Kaufhold vom Clustermitglied IHD ging näher auf den 3D-Druck für den innovativen Möbelbaumarkt ein (siehe Bild) und
- Herr Jastram von der TU Berlin ließ uns teilhaben an den Potenzialen von 3D-Druck in der Medizin.
Danach nahm uns Herr Glatz mit in sein Reich. Zahlreiche verschiedenste 3D-Drucker konnten besichtigt und diverse gedruckte Formen bewundert werden. Aber ohne Konstruktions- und fundierte IT-Anwendungskenntnisse müsste man in diesen Sphären passen – was nicht auf die TeilnehmerInnen zutraf, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Fachgespräche vertieft hatten.
Enorme Potentiale des 3D Drucks nutzen
Seitdem der US-Amerikaner Chuck Hull 1983 die erste 3D-Druck-Technologie (er nannte sie Stereolithografie) zum Patent anmeldete, hat sich viel getan. Nach der Erfinder- und Pionierphase entwickelte sich rasch eine „Maker-Bewegung“, die als eine Art Do-it-Yourself-Bewegung die neue Technik antizipierte und zu ihrer Verbreitung beitrug. Mittlerweile befinden wir uns in der Fertigungsphase, die aus drei Hauptbereichen besteht: „Nützliche Anwendungen“ (wie z.B. Beinprothesen oder Landeklappen), „Nice-to-haves“ (wie z.B. Schmuck, Lampen) und „Kontrovers diskutierte Einsatzmöglichkeiten“ (Essen, Bekleidung, künstliche Organe). Das Potential ist enorm. Der weltweite Umsatz durch Güter und Dienstleistungen im Bereich des 3D-Drucks steigt immens an. Waren es im Jahr 2003 noch 0,5 Mrd. USD und im Jahr 2013 3 Mrd. USD so wird für 2020 21 Mrd. USD prognostiziert.
3D Druck versus konventionelle Verfahren
Wissenschaftlich verbirgt sich hinter dem Schlagwort des 3D-Druckers die Welt der additiven Fertigung, auch „generative Fertigung“, „Digital Fabrication“ oder „Additive Manufacturing“ genannt. Gegenüber dem Spritzgussverfahren hat das 3D-Drucken den Vorteil, dass das aufwendige Herstellen von Formen und das Formenwechseln entfällt. Gegenüber allen Verfahren, die Material abtragen (Schneiden, Drehen, Bohren), hat das 3D-Drucken den Vorteil, dass der zusätzliche Bearbeitungsschritt nach dem Urformen entfällt. Meist ist der Vorgang energetisch günstiger, weil das Material nur einmal in der benötigten Größe und Masse aufgebaut wird. Einige grundlegende Vorteile gegenüber konkurrierenden Herstellungsverfahren führen zu einer zunehmenden Verbreitung der Technik, auch in der Serienproduktion von Teilen. Das ermöglicht einen viel höheren Individualisierungsgrad. Zusätzlich gibt es Ressourceneinsparungen, verringerte Logistikprobleme, die Möglichkeit komplexere Strukturen zu erstellen, Vorteile beim schnellen Erstellen von geringen Stückzahlen, schnelle kostengünstigere Prototypenerstellung und vieles mehr.
Aber: Neue Prozesse erfordern auch ein neues Denken, neue Konstruktionen, neue Einsatzmöglichkeiten. Eine Eins zu Eins-Übertragung ist nicht möglich. Die Langlebigkeit, Beständigkeit und andere relevanten Qualitätskriterien gedruckter (Bau)-Teile sind noch nicht ausreichend erforscht und gesichert bewiesen. Das macht den 3D-Druck immer noch zu einer Pioniertechnologie.
Unser nächster BioEconomy BusinessTreff findet am 20.4. in Leipzig statt zum Thema Energie- und Energiewende. Hierfür können Sie sich noch bis nach Ostern anmelden bei Frau Hey: businesstreff@bioeconomy.de