Das Clustermitglied Global Bioenergies verkündete Ende September mit der Abfüllung der ersten Flasche regenerativem Isobuten einen wichtigen Meilenstein im Verbund des BioEconomy Clusters. Damit konnte folglich auch offiziell bekannt gegeben werden, dass die industrielle Demonstrationsanlage auf der Plattform der Raffinerie Leuna im gesamten technischen Ablauf einwandfrei funktioniert.

Isobutenflasche Global BioEnergiesDer Bau der Demonstrationsanlage Leuna wurde bereits Ende 2016 abgeschlossen und die ersten Monate des Jahres 2017 waren der schrittweisen Inbetriebnahme der Anlage gewidmet. Die Fermentationsanlage wurde zum ersten Mal in Betrieb genommen und so konnten die beim Pilotprojekt in Pomacle-Bazancourt bei Reims (Frankreich) erzielten Fermentationsleistungen reproduziert und deren Performance sogar noch gesteigert werden. Im September dieses Jahres konnte nun ein erster Test mit dem kompletten technischen Ablauf – Fermentation, Reinigung, Abfüllung – erfolgreich durchgeführt sowie die erste Flasche abgefüllt werden.

Rick Bockrath, Vice President für Chemische Verfahrenstechnik von Global Bioenergies, erklärt: „Anfang 2012 kam ich zu Global Bioenergies, um ein kommerzielles Verfahren zu implementieren, dass das volle Potenzial des Mikroorganismus unter Beweis stellen sollte, indem ich die Technologie aus dem Labor holte und sie zunächst in einem Pilotversuch in Frankreich und dann in einer von uns entworfenen und gebauten Demonstrationsanlage in Deutschland testete. Das ist jetzt abgeschlossen. Heute erreichen wir einen entscheidenden Meilenstein in der Kommerzialisierung von Global Bioenergies.“

Ales Bulc, Geschäftsführer von Global Bioenergies GmbH, 100% Tochtergesellschaft in Deutschland, fügt hinzu: „Der Bau dieser Demonstrationsanlage, ein 11-Mio.-Euro-Projekt, war ein intensives industrielles Abenteuer, jedoch ein sehr kontrolliertes. Wir sind stolz darauf, diese Demonstrationsanlage heute in Betrieb zu sehen und werden schon bald unsere ersten Kunden beliefern können.“

Auch Gerd Unkelbach, Direktor vom Fraunhofer CBP, zeigte sich begeistert: „Das Projekt zum Bau und zur Inbetriebnahme dieser weltweit einzigartigen industriellen Demonstrationsanlage ist offiziell ein Erfolg. Das Fraunhofer-Team ist mobilisiert, um diese Industrieanlage so effizient wie möglich zu betreiben.“

Eine Isobutenabfüllung wurde an dem Gemeinschaftsstand des BioEconomy-Clusters auf der EFIB 2017 in Brüssel präsentiert, ein guter Anlaufpunkt in der Thematik Biotechnologie.

 

Erfolgreicher Abschluss des Teilprojekts EffiMAT

Im Juni dieses Jahres ist das Teilprojekt EffiMAT, eines der ca. 40 Spitzenclusterverbundprojekte, offiziell geendet. Im Projekt entstanden Bio-Kunststoffe aus Lein- und Tallöl. Aus dem Stoffgemisch Tallöl, das als Nebenprodukt der Zellstoffherstellung anfällt, lassen sich mittels verschiedener Aufbereitungsstufen hochwertige Reaktivharzsysteme herstellen. Zusammen mit einer Vernetzerkomponente können epoxidierte Tallöle zu äußerst festen Kunststoffmaterialien ausgehärtet werden, die sich z.B. für den Einsatz im Bereich des Möbelbaus als Kern für Sandwichelemente, im Bereich grüner Verpackungen zum Schutz zerbrechlicher Güter oder auch im Einsatz als energieabsorbierendes Element bei Fahrradhelmen eignen. Der innovative Ansatz auf dem Gebiet der biobasierten Kunststoffe dabei war die Kombination von Tallöl mit einem kalthärtenden Vernetzer. Mit der Nutzung des Nebenproduktes Tallöl, das bislang ausschließlich energetisch verwertet wurde, konnte entlang der Holzkaskade ein weiterer stofflicher Nutzungsschritt etabliert und das Wertschöpfungspotenzial gleichsam erhöht werden.

Diplom-Biologin Nicole Eversmann vom Fraunhofer IMWS zeigt sich insbesondere in Hinsicht auf die Flexibilität des Werkstoffes begeistert: „Das entwickelte Kunstharzsystem lässt sich modifizieren, sodass je nach ent­sprechender Prozessführung und ge­wünschter Anwendung offenporige oder geschlossenzellige Hartschäume geschaf­fen werden können. Mit einstellbaren Re­aktionszeiten zwischen 30 Minuten und 6 Stunden bei niedrigen Temperaturen lassen sich verschiedene Applikationen realisieren und auch eine freie Farbge­bung durch mineralische Pigmente ist möglich.“

Zusatznutzen schlägt Preis

Doch die Etablierung der neu entwickelten Naturstoffkomposi­te wird auch in Zukunft eine große Herausforderung, doch der Anfang ist gemacht: Konventionell herge­stellte Kunststoffe konkurrieren noch sehr stark mit biogenen Alternativen, denn auch bei den erdölbasierten Varianten werden die Aus­gangsstoffe – sowohl stofflich als auch energetisch – komplett genutzt. Über lan­ge Zeit konnten Herstellungs- und Verar­beitungsprozesse dabei effektiv gekoppelt und dadurch ein gutes Preisniveau erzielt werden. Herkömmliche Schaumstoffe sind somit Bulk-Ware und unschlagbar günstig. Das stellt die Bioökonomie vor eine große Herausforderung, da sie nicht als reiner Lieferant von Substitutionspro­dukten fungieren kann. Vielmehr müssen die biogenen Kunststoffe gegenüber der konventionellen Ware einen deutlichen Zusatznutzen aufweisen. Das kann zum Beispiel über das Thema Entsorgung funktionieren. Während sich erdölba­sierte Schaumstoffe sehr schwer entsor­gen lassen, können mit kompostierbaren Schäumen (z.B. im Verpackungsbereich) die Entsorgungskosten merklich gesenkt werden“, stellt Nicole Eversmann klar.

Wenn Sie auch über Ihre Projektergebnisse an dieser Stelle berichten wollen oder auf andere spannende Erfolge aus dem Umfeld der Bioökonomie verweisen wollen, dann nehmen Sie gern Kontakt auf mit Frau Anne-Karen Beck, anne-k.beck@bioeconomy.de