Bereits zum neunten Mal verlieh der Internationale Verein für Technische Holzfragen e.V. am 8. Oktober 2015 gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI den Wilhelm-Klauditz-Preis für Holzforschung und Umweltschutz.
Das Preiskomitee entschied sich in diesem Jahr einstimmig für die von einer Forschergruppe gemeinsam eingereichte Forschungsarbeit »Forstpavillon: Robotisch gefertigte Holzschalenkonstruktion«. Der im Projekt geplante Pavillon wurde auf der Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014 als Demonstrationsbau errichtet, um neue Methoden der digitalen Planung und robotischen Fertigung von Holzleichtbaukonstruktionen zu demonstrieren. Das Gebäude vereint eine leistungsfähige Holzbaukonstruktion mit einer neuen, ausdrucksstarken Architektur. In Kombination mit großen Glasfassaden beeindruckten die filigrane Schale und der konstruktive Aufbau des Gebäudes die Besucher.
Als federführende Experten arbeiteten Tobias Schwinn und Professor Achim Menges vom Institut für Computerbasiertes Entwerfen der Universität Stuttgart sowie Benjamin Eisele und Reinhold Müller von der Müllerblaustein Holzbau GmbH, Blaustein, in diesem Gemeinschaftsprojekt. Darüber hinaus waren Professor Dr.-Ing. Jan Kippers vom Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen sowie Professor Dr.-Ing. habil. Volker Schwieger vom Institut für Ingenieurgeodäsie, beide Universität Stuttgart, am Forschungsprojekt beteiligt.
Der Forstpavillon ist das erste Gebäude mit einem vollständig robotisch gefertigten Schalentragwerk aus Buchenholzplatten. Zwölf Kubikmeter Holz nutzten die Experten für den Bau des Pavillons und erzielten damit eine Nutzfläche von rund 125 Quadratmetern mit einem Raumvolumen von 605 Kubikmetern. Die Forscher setzten computerbasierte Entwurfs-, Simulations- und Messverfahren zur Planung des Gebäudes ein und konnten es so innerhalb von nur vier Wochen fertigstellen. Durch digitale Planung und Vorfertigung mithilfe einer entsprechenden Verschnittoptimierung gelang es ihnen, die Buchenholzplatten mit geringstmöglichem Reststoffanfall zu nutzen.
In der Laudatio hob Professor Dr.-Ing. Bohumil Kasal, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI, das Zusammenwirken verschiedener fachlicher Disziplinen zum Vorteil des Werkstoffs Holz hervor. Als Vorbild für die Holzindustrie und den Holzbau stelle die Arbeit ein gelungenes Beispiel dafür dar, wie durch fach- und institutsübergreifende Forschung ein zukunftsträchtiger Transfer neuer Technologien im Bereich der Holzwerkstoffanwendung bewirkt werde.
Gefördert wurden der Entwurf und die Umsetzung des Forstpavillons im Rahmen des EFRE-Programms der Europäischen Union und der Clusterinitiative Forst und Holz, Baden-Württemberg.
Der mit 5 000 Euro dotierte Wilhelm-Klauditz-Preis wird in dreijährigem Turnus für herausragende wissenschaftliche oder anwendungsorientierte Arbeiten auf dem Gebiet der Holzforschung und des Umweltschutzes vergeben.